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LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN
16. Wahlperiode

 

Drucksache  16/8036

 

24.02.2015

 

 

 

 

Kleine Anfrage 3177

 

des Abgeordneten Daniel Schwerd   PIRATEN

 

 

 

"Deutschland hat die erste Halbzeit verloren": Ist Industrie 4.0 hierzulande schon am Ende?

 

 

 

„Deutschland hat die erste Halbzeit verloren.“

Reinhard Clemens

 

Im Mittelpunkt der Industrie 4.0 steht die intelligente Fabrik, die Smart Factory, in der Menschen, unterschiedliche Maschinen und Produkte miteinander kommunizieren. Aber auch Firmen verschiedenster Branchen werden miteinander vernetzt, zum Beispiel der Zulieferer mit dem Logistikunternehmen und dem Hersteller. Damit ein reibungsloser Informationsfluss gewährleistet wird, ist es wichtig, dass alle Akteure und Elemente der Industrie 4.0 dieselbe Sprache sprechen.

 

Das kann nur mit Standards gelingen, die die Mechanismen der Zusammenarbeit festlegen. Zu diesem Zweck hat die Bundesregierung 2013 zusammen mit den Verbänden der deutschen Hightech-Branche und des Anlagenbaus eine Kooperationsgemeinschaft begründet, die als "Plattform Industrie 4.0" bekannt wurde.

 

Reinhard Clemens, der CEO von T-Systems, beschrieb am 10. Februar 2015 in einem Beitrag[1] die mittlerweile aufgetretenen Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Akteuren, namentlich dem Zentralverband der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI), dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und dem Verband Bitkom, der Unternehmen der digitalen Wirtschaft vertritt. So sei es nicht gelungen, über Gremienarbeit und Maßnahmenempfehlungen hinaus konkrete Ergebnisse, ein koordiniertes Vorgehen oder verbindliche Standards festzulegen.

 

Der exportorientierten deutschen Industrie drohe, so Reinhard Clemens, durch die fortschreitende de-facto-Standardsetzung des US-amerikanisch dominierten "Industrial Internet Consortiums" (IIC) und anderer internationaler Player ins Hintertreffen zu geraten.

 

"Im Wesentlichen haben wir nichts hinbekommen, um uns pragmatisch schnell auf Standards zu einigen. Das IIC kommt pragmatisch voran, dort wird nicht großartig standardisiert, sondern es werden Quasi-Standards gesetzt. Unsere Gründlichkeit könnte zur Bedrohung für uns werden. Am Ende gewinnt vielleicht nicht der Beste, sondern der Schnellste", äußert Clemens seine Kritik an der bisherigen Arbeit der Plattform Industrie 4.0.

 

Offenbar teilt die die Bundesregierung diese kritische Einschätzung, denn sie plant die bisherige Form der Zusammenarbeit der deutschen Industrieverbände in der Plattform Industrie 4.0 auf eine neue Grundlage zu stellen, nunmehr unter direkter Aufsicht des Wirtschaftsministeriums. T-Systems und das Fraunhofer-Institut starten derzeit gleichfalls eine neue gemeinsame Initiative, offenbar auf Anraten der Bundesregierung. Die neue Strategie scheint es zu sein, so schnell wie möglich eigene Inhalte den fortwährenden de-facto-Standardsetzungen der US-Amerikaner gegenüberzustellen.

 

Die Landesregierung Nordrhein-Westfalens hat sich Industrie 4.0 auf die Agenda gesetzt. Es stellt sich die Frage, inwieweit die Landesregierung in diesen Prozessen der Koordinierung und Standardisierung tätig ist.

 

 

Ich frage die Landesregierung:

 

1.         In welcher Form nimmt die Landesregierung an gemeinsamen Plattformen zu Industrie 4.0-Standards und -Koordinierungen bundesweit und weltweit teil?

 

2.         Wie stellt die Landesregierung sicher, dass Interessen Nordrhein-Westfalens in den weltweiten und nationalen Standardisierungsbemühungen rund um Industrie 4.0 berücksichtigt werden?

 

3.         Welche Möglichkeiten sieht die Landesregierung, auf internationale Standardisierung von Industrie 4.0 einzuwirken?

 

4.         Was sind die Vor- und Nachteile eigener Standardisierungsbemühungen in NRW oder Deutschland mit jeweiligen Playern vor Ort?

 

5.         Wie kann man eigene De-facto-Standards ohne Beteiligung internationaler Teilnehmer schaffen?

 

 

 

Daniel Schwerd

 



[1] http://www.elektroniknet.de/elektronikfertigung/strategien-trends/artikel/116855/


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