Sicherheit statt Freiheit: CDU beschließt Innenpolitik von vorgestern

turtle-416914_640Folgenden Gastbeitrag von mir hat das Neue Deutschland am 17.12. in der Print-Ausgabe und online veröffentlicht:

Auf ihrem Kölner Parteitag in der vergangenen Woche hat die CDU ein Positionspapier zur inneren Sicherheit beschlossen, das sämtliche Schubladen der Angstmache aufmacht: Salafisten, ausländische Einbrecherbanden, Crystal Meth, jugendliche Verbrecher, Cyberkriminelle und Pädophile werden darin als akute Bedrohung ausgemacht. Selbst die Warnung vor dem Internet, das kein »rechtsfreier Raum« sein dürfe, war nicht zu abgedroschen, um sie nicht in dem Text mit dem Titel »Mit einem starken Staat für Freiheit und Sicherheit« unterzubringen. Die Autoren setzen darin auf das ganze Gruselarsenal von Sicherheitsinstrumenten, das uns seit Jahren schon verfolgt. Schon im zweiten Satz wird die innere Sicherheit als Grundrecht der Menschen definiert. Das »Supergrundrecht« des ehemaligen Bundesinnenministers Hans-Peter Friedrich (CSU) lässt grüßen. Von Freiheit ist im weiteren Verlauf nicht mehr die Rede. Wie die CDU diese sichern und schützen will, bleibt also offen.

Die Christdemokraten fordern in dem Text die Vorratsdatenspeicherung, eine spezielle Technik zur Überwachung verschlüsselter Kommunikation und die Verstärkung der Zusammenarbeit von Nachrichtendiensten. Die verfassungsrechtlichen Grenzen der anlasslosen Datensammlung finden keine Erwähnung, ebenso wenig die umfassende Missachtung unserer Privatsphäre durch Maßnahmen westlicher Geheimdienste – Stichwort NSA. Dabei sind doch gerade Datensammlungen ein beliebtes Ziel von Kriminellen – solche Informationshalden erhöhen die Unsicherheit der Bürger und Unternehmen, genauso wie die Kompromittierung von Hard- und Software durch staatliche Trojaner und Wanzen auf unseren Computern.

Weiterhin wird das Internet als rechtsfreier Raum dargestellt. Es sei ein Deckmantel für Straftaten, heißt es, die Videoplattform »Youtube« diene der Miliz Islamischer Staat als Werbemittel und Vorratsdaten seien notwendig zur Bekämpfung von Kinderpornografie, die mittlerweile vor allem online ihre Verbreitung findet. Die Chancen des World Wide Web werden dagegen nicht erwähnt. Und auch nicht die Gefahren einer ausufernden Überwachung, die immer mehr Bereiche unseres täglichen Lebens einnehmen. Man denke nur an die Elektronischen Gesundheitskarten, die seit geraumer Zeit an die Krankenversicherten verteilt werden.

Nach Vorstellung der CDU reicht das alles noch nicht. So wollen die Christdemokraten mit mehr Videokameras im öffentlichen Raum und softwarebasierten Kriminalitätsprognosen die innere Sicherheit erhöhen – ob das durch mehr Technik überhaupt möglich ist, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden. Durch Kameras wurde jedenfalls noch kein einziges Verbrechen verhindert – weder in der Berliner U-Bahn noch auf einem Münchener S-Bahn-Gleis. Und das Vorhersagen von möglichen Verbrechen erinnert an Zukunftsdystopien, in denen programmierten Algorithmen mehr Vertrauen entgegengebracht wird als Menschen. Mehr als bedenklich sind außerdem die zur Sprache gebrachten Beschränkungen der Reisefreiheit, zum Beispiel durch den Entzug von Pässen. Selbst die Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit wird zur Terrorbekämpfung gefordert, als ob sich dadurch ein potenzieller Attentäter von seinem Vorhaben abbringen lassen würde.

Die CDU will darüber hinaus das Strafrecht verschärfen. Nach ihren Vorstellungen soll seltener Jugend- und mehr Erwachsenenstrafrecht angewendet werden. Auch das ist eine Forderung aus der innenpolitischen Mottenkiste. Die Androhung härterer Strafen hat nur in wenigen Ausnahmefällen zu einer niedrigeren Kriminalitätsrate geführt. Das sollten eigentlich auch Konservative wissen, schließlich ist das Lesen von Polizeistatistiken kein Privileg der politischen Linken.

Es scheint, als wolle die CDU ihre Reihen nach rechts schließen. Offenbar hat der Einzug der Alternative für Deutschland in mehrere Landtage bereits Folgen auf den Parteitag in Köln gehabt. Anders ist der Schwenk nach rechts kaum zu erklären.

Sicherheit hat keinen Vorrang vor Freiheit. Vielmehr muss beides sorgfältig ausgewogen werden. Absolute Sicherheit werden die Behörden niemals gewährleisten können, auch nicht durch exzessivste Überwachung. Und umgekehrt gibt es keine Sicherheit ohne Freiheit – diese Erkenntnis ist bei der CDU offensichtlich noch nicht angekommen.

Finanzierung von Frauenhäusern gesetzlich sicherstellen!

KundgebungAm heutigen Donnerstag fand vor dem Landtag NRW eine Kundgebung der „Landesarbeitsgemeinschaft Autonomer Frauenhäuser“ zum Thema „Gewaltschutz geht vor – für starke Frauen und Mädchen in NRW “ mit ca. 200 TeilnehmerInnen statt. Hintergrund dieser Kundgebung ist das im Koalitionsvertrag vereinbarte und von der rot-grünen Landesregierung bereits vor den Wahlen versprochene Landesgesetz zur Frauenhaus-Finanzierung.

Aus dem Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD:
„Gewalt gegen Frauen, Frauenhäuser: Wir werden Gewalt an Frauen und Kindern konsequent bekämpfen und Schutz und Hilfe für alle Betroffenen gewährleisten. Eine wichtige Anlaufstelle für Betroffene ist das Frauenhilfetelefon. Wir werden ressortübergreifend Maßnahmen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Kinder und Frauen bündeln und Lücken im Hilfesystem schließen.“

 
Aktuell werden Frauenhäuser über Tagessätze in Höhe von 65,00€ finanziert. Diese Kosten werden aber nur für Bezieherinnen von Leistungen nach SGB II übernommen. Hilfsbedürftige Frauen, die keinen Jobcenter-Anspruch haben, wie beispielsweise Studentinnen oder Frauen mit einem unsicheren Aufenthaltsstatus müssen, wenn sie den kompletten Tagessatz nicht selbst finanzieren können, von den jeweiligen Frauenhäusern abgewiesen werden. Andernfalls bleiben die Frauenhäuser derzeit selbst auf den Kosten sitzen.

Joachim_KundgebungDieser Zustand ist aus Sicht der Piratenfraktion im Landtag NRW untragbar. Unser Fraktionsvorsitzender Dr. Joachim Paul stellte auf der Kundgebung unseren Antrag zur Finanzierung der Frauenhäuser in NRW vor, in dem wir die Landesregierung dazu auffordern, Verantwortung zu übernehmen und die Finanzierung der Frauenhäuser gesetzlich sicherzustellen. Der komplette Antragstext kann hier nachgelesen werden: Antrag zu „Finanzierung von Frauenhäusern nachhaltig sichern“, Drucksache 16/6677 vom 02.09.2014.

Daniel_Koeln2Ich habe schon im Vorfeld mit den OrganisatorInnen der Kundgebung gesprochen und mit VertreterInnen der Frauenhäusern in Köln, Bonn, Jülich und dem Rhein-Erft-Kreis gesprochen. Die VertreterInnen der Kölner Frauenhäuser haben mir die dramatische Situation in Köln beschrieben. Aktuell gibt es in der Millionenstadt Köln gerade einmal zwei Frauenhäuser mit jeweils 20 Plätzen. Die Finanzierung für ein drittes Haus wurde trotz vorheriger Bewilligung seitens des Landes NRW wieder zurückgenommen, da die Stadt Köln die Eigenmittel nicht aufbringen wollte. Um den Stand zu erfahren, und festzustellen, ob das Land seine Bewilligung erneuern würde, werde ich in den nächsten Tagen diesbezüglich eine kleine Anfrage an die Landesregierung stellen.

Stellenanzeige: Wissenschaftliche/n Mitarbeiter/in für Landtagsbüro

Diese Stelle ist vergeben, bitte nicht mehr bewerben. Vielen Dank!

photographer-164673_640Zur Unterstützung meiner parlamentarischen Aufgaben suche ich zum nächstmöglichen Zeitpunkt in meinem Büro im Landtag NRW eine/n wissenschaftliche/n Mitarbeiter/in (Vollzeit) beliebigen Geschlechts als erweitertes Gehirn, rechte Hand, Mentor, Rückenfreihalter, Händchenhalter, Organisator, Arbeitswegschaufler etc. Als persönliche/r Mitarbeiter/in unterstützt Du mich bei allen Arbeiten, die im Zuge der Mandatstätigkeit anfallen. Schwerpunktmäßig werden dies folgende Aufgaben sein:

  • Wissenschaftliche Mitarbeit in den Themenbereichen Netz- und Medienpolitik sowie Wirtschaftspolitik;
  • Monitoring politischer Entwicklungen und Analyse hinsichtlich landespolitischer relevanter Aspekte;
  • Vorbereitung und Umsetzung parlamentarischer Initiativen aller Art: Ideen- und Themenfindung, Recherche, Zusammenarbeit mit den Fachreferenten sowie Verfassen und Lektorat von Anträgen, Anfragen, Reden, Pressemitteilungen, Briefings und Sprechzetteln;
  • Vor- und Nachbereitung sowie Begleitung von Terminen und Interviews, Vertretung bei fraktionsinternen Terminen;
  • Administrative Tätigkeiten wie allgemeine Schreibarbeiten, telefonische und schriftliche Anfragenbearbeitung, Büroorganisation, Terminkoordination;
  • Kommunikation mit Bürgern, Verbänden, Unternehmen und Partei;
  • Strukturierung meiner Parlamentsarbeit, selbständige Organisation eines MdL;
  • Betreuung meines Blogs.

Fachliche Voraussetzung:

  • Abgeschlossenes Hochschulstudium in den Bereichen Informatik, Politik-, Sozial-, Medien-, Kommunikations- oder Wirtschaftswissenschaften.

Ideal wären darüber hinaus folgende Eigenschaften und Kenntnisse:

  • Schriftliches und mündliches Kommunikationstalent, Erfahrung mit dem Schreiben von Texten;
  • Kenntnisse der nordrhein-westfälischen Politik, der Inhalte der PIRATEN und politisches Gespür (Parteimitgliedschaft ist nicht erforderlich);
  • Professionelle Organisationsfähigkeit sowie ein strukturierter, selbständiger und effizienter Arbeitsstil;
  • Ein souveränes, team- und zielorientiertes Auftreten;
  • Gute Umgangsformen und kommunikative Fähigkeiten;
  • Fähigkeit zum interdisziplinären Denken und Handeln – Generalist statt Fachidiot;
  • Interesse an den Themen Medien-, Netz- und Wirtschaftspolitik;
  • Mobilität und Flexibilität;
  • Zuverlässigkeit und Loyalität;
  • Die Fähigkeit, auch in turbulenten Situationen stets Nerven, Ruhe und Übersicht zu behalten; Gelassenheit und Belastbarkeit;
  • Sicherer Umgang mit gängigen Computeranwendungen sowie die Bereitschaft und Fähigkeit, sich in neue Anwendungen einzuarbeiten.

Was ich biete:

  • Die Möglichkeit, Landespolitik „hautnah“ zu erleben und selbst zu gestalten;
  • Mitarbeit an parlamentarischen Initiativen, Anfragen, Anträgen, Gesetzentwürfen;
  • Eine entspannte Arbeitsatmosphäre in einem kleinen, feinen Team;
  • Einen fairen Umgang miteinander, ein Höchstmaß an Gestaltungsfreiheit und Flexibilität;
  • Einen Arbeitsplatz direkt am Rhein im Düsseldorfer Landtag.

Parlamentarische Erfahrung wäre ein Plus, aber auch Politik-Neulinge erhalten eine Chance. Arbeitsort ist der Landtag NRW. Zudem können Reisetätigkeiten in NRW und Deutschland anfallen.

Ich biete eine interessante, herausfordernde und abwechslungsreiche Tätigkeit im Zuge meines Mandats im Landtag NRW. Wir Piraten sind ein bunter Haufen verschiedenster Charaktere, die angetreten sind, vieles an der Art und Weise zu verändern, wie Politik gemacht wird.

Wenn Du dir vorstellen kannst, mich mit Freude und Begeisterung bei den anfallenden Aufgaben zu unterstützen und den Anforderungen weitgehend entsprichst, sende bitte bis zum 25.4.2014 eine aussagekräftige Bewerbung samt Lebenslauf, relevanter Zeugnisse, möglicher Arbeitsproben, Gehaltsvorstellung und der Angabe des frühestmöglichen Dienstbeginns an

schwerd (ät) piratenfraktion-nrw (punk) de

oder per Post an

Daniel Schwerd,
Piratenfraktion im Landtag Nordrhein-Westfalen,
Platz des Landtags 1,
40221 Düsseldorf