Vor einigen Tagen war ich bei n-tv für ein kurzes Interview zum Thema „Risiko Facebook-Party“. Das Interview ist jetzt befreit worden, und findet sich hier bei Youtube:
Politik aus Notwehr
Vor einigen Tagen war ich bei n-tv für ein kurzes Interview zum Thema „Risiko Facebook-Party“. Das Interview ist jetzt befreit worden, und findet sich hier bei Youtube:
Das flämische öffentlich-rechtliche Fernsehen hat mich im Wahlkampf begleitet, gestern wurde das Video dazu im Netz veröffentlicht.
http://www.deredactie.be/permalink/1.1298906
RTL aktuell hat mich auch besucht, den Bericht dazu findet man hier:
RTL aktuell: Eine Partei zwischen Chaos und Begeisterung – wo segeln die Piraten hin?
Zudem hat mich der Blog 140z.de der Kölner Journalistenschule interviewt, das Interview könnt ihr hier nachhören:
Heute ist nicht nur Muttertag, heute ist auch die Landtagswahl NRW. Bitte fleissig zur Wahl gehen! Und vorzugsweise die Liste 6 ankreuzen, die Piratenpartei.
Und so sieht der Zettel im Wahlkreis Köln-Lindenthal aus:
Die Band „Botany Bay“ ist ein Beispiel dafür, dass die Piraten keineswegs alleine in der Überzeugung sind, dass freie Musik wertvoll ist, sondern dass es viele Künstler gibt, die unsere Vorstellung von Kultur und Urheberrecht teilen, und dass es keineswegs ein Widerspruch ist, Künstler und Pirat zu sein.
Kreativ und Allgemeinfrei. Kostenlos, dennoch wertvoll. Schaut Euch das aktuelle Video „Botany Bay – Piracy“ an:
Wer sich den Song herunterladen will, kann das hier tun – kostenlos, und legal:
Download als mp3 (mit Rechtsklick – „Ziel speichern unter“) (Lizenz: CC-BY)
Folgendes sagen die Musiker selbst:
In letzter Zeit wurden wir oft gefragt, wie es eigentlich sein kann, dass wir als Künstler mit der Piratenpartei sympathisieren. Allein die Frage schon zeigt, dass es viele Missverständnisse aus dem Weg zu räumen gilt — denn wir denken nicht, dass es sich widerspricht, kreativ zu sein, und gleichzeitig neue Wege zur Veröffentlichung und Verwertung zu suchen, die in unsere Zeit und zu den vorhandenen Technologien passen und nicht irgendwann am Anfang des vorletzten Jahrhunderts steckengeblieben sind.
Gesperrte youtube-Videos, Abmahn-„Dienstleister“ wie DigiProtect, Lobbygruppen, die in der Regierung für eine schärfere Überwachung und staatliche Zensur des Internets plädieren um ihre Pfründe zu sichern, DRM-Techniken, die einfach nur das Leben aller erschweren… all diese wild wuchernden Krankheiten lassen keinen Zweifel daran, dass im bestehenden System etliche Dinge komplett aus dem Ruder laufen.
Seit mittlerweile über fünf Jahren unternehmen wir als Studioprojekt und Band immer und immer wieder den Versuch, eine Alternative zu bieten und zu leben. Wir verschenken unsere Musik unter sogegannten „Creative Commons“ Lizenzen im Netz und bitten um Spenden und das großzügige Kopieren und Weiterverteilen unserer Werke.
Wir wünschten, an dieser Stelle sagen zu können, dass wir dies mit Erfolg tun.
Doch leider leben wir in einer musikalischen Zweiklassengesellschaft. Die „freie Musikszene“ existiert still, klein und hauptsächlich um sich selbst kreisend vor sich hin, während den meisten „normalen“ Menschen überhaupt nicht klar ist, dass es freie Musik und CC-Lizenzen überhaupt gibt, denn weder berichten die Printmedien darüber, noch hört man etwas davon in Rundfunk und Fernsehen. — und warum sollte das auch geschehen? Keine Agentur schaltet Werbung, kein Sponsor zahlt dafür, kein Werbepartner verlangt es… also lohnt es sich auch nicht.
Und noch schlimmer — eine Erwähnung freier Musik bei Uneingeweihten zieht nicht etwa Dank und das Weiterverbreiten der Idee nach sich, sondern die Zielgruppe winkt in 99% der Fälle mit einem „was nix kostet taugt auch nix“ desinteressiert ab, setzt sich wieder an den Rechner, saugt munter weiter die gesamten aktuellen Charts illegal aus dem Netz, findet es von Coldplay & Radiohead ach so selbstlos und innovativ und mutig wenn sie eines ihrer Alben als Promo-Gag verschenken und nickt zustimmend mit dem Kopf, wenn die Industrie gerade mal wieder eine „die Piraten sind der Untergang der Kultur“ Kampagne fährt.
Wir würden uns freuen, wenn sich dies ändern würde.
Wenn ein Bewusstsein dafür entstünde, dass es auch andere Wege gibt, als sich von GEMA und Konsorten gängeln und fremdbestimmen zu lassen.
Wenn sich die symbiotische Abhängigkeit zwischen Massenmedien und Musikindustrie auflösen würde und als Ergebnis ganz normale Menschen etwas davon erfahren würden, dass es Botany Bay (oder Zoe Leela, oder Pornophonique, oder Shearer, oder, oder, oder…) gibt.
Und wenn die freie Musikszene größer, bunter und vielfältiger werden würde, denn das hat sie bitter nötig.
Und da es unter „Kreativen“ ja gerade total en vogue ist, in offenen Briefen und Werbekampagnen vor dem unmittelbar bevorstehenden Ende der Welt zu warnen, weil die bösen Piraten angeblich das Urheberrecht abschaffen wollen (wollen sie übrigens nicht), dachten wir uns, wir sind tatsächlich auch mal wieder kreativ und schreiben keinen offenen Brief und keine zigtausend Euro schwere Werbekampagne, sondern: Ja, ein Lied über die andere Seite der Medaille.
Ein Lied, das sicherlich sehr viele Künstler unterschreiben würden — wenn sie nicht in einem System gefangen wären, das Fans wie Kriminelle behandelt, das Internet zensieren möchte und den Hals nicht voll genug bekommen kann.
Und bevor wir falsch verstanden werden: Ja, wir wollen mit unserer Musik Geld verdienen. Richtig gerne sogar! Aber bitte in einer Welt, in der dies auf faire Art und Weise möglich ist. Und am allerliebsten durch Menschen, die vollkommen ohne automatisierten Abmahn-Wahnsinn und wilde Internet-Zensiererei zu der Einsicht gelangen, dass Musik etwas wert ist.
Auch wenn — oder besser gesagt, gerade weil! — sie frei im Netz verfügbar ist.
Botany Bay
Mehr auf den Seiten von Botany Bay.
Wer die Band unterstützen möchte, ist natürlich willkommen, ihre Musik auch zu kaufen. Das kann man hier: http://botanybay.bandcamp.com/
Botany Bay bei den Musikpiraten: http://musik.klarmachen-zum-aendern.de/nachrichten/botany_bay_piracy-1612
Die folgende Unvereinbarkeitserklärung haben bereits über 500 Piraten sowie 20 Gliederungen unterzeichnet. Der Kölner Stammtisch und viele Kölner Piraten ebenfalls (ich natürlich auch):
Wir sind eine globale Gemeinschaft von Menschen, unabhängig von Alter, Geschlecht und Abstammung sowie gesellschaftlicher Stellung, offen für alle mit neuen Ideen.
Wer jedoch mit Ideen von Rassismus, Sexismus, Homophobie, Ableismus, Transphobie und anderen Diskriminierungsformen und damit verbundener struktureller und körperlicher Gewalt auf uns zukommt, hat sich vom Dialog verabschiedet und ist jenseits der Akzeptanzgrenze.
Wer es darauf anlegt, das Zusammenleben in dieser Gesellschaft zu zerstören und auf eine alternative Gesellschaft hinarbeitet, deren Grundsätze auf Chauvinismus und Nationalismus beruht, arbeitet gegen die moralischen Grundsätze, die uns als Piraten verbinden.
Die unterzeichnenden Piraten erklären das Vertreten von Rassismus und von der Verharmlosung der historischen und aktuellen faschistischen Gewalt für unvereinbar mit einer Mitgliedschaft.
Wer sich noch anschließen möchte, bitte hier:
http://wiki.piratenpartei.de/Pirantifa/Unvereinbarkeitserklärung
Derzeit wird in der Urheberrechtsdebatte gerne damit argumentiert, ein Recht auf „geistiges Eigentum“ sei in den Menschenrechten festgeschrieben. Dies soll als Totschlagargument dazu dienen, Diskussionen um eine Reform des Rechtskomplexes im Keim zu ersticken, möglicherweise im Vertrauen darauf, dass niemand weiß, welches die Menschenrechte so genau sind und was sie regeln.
Schaut man mal genauer nach Menschenrechten, dann ist deren wichtigste, allgemein anerkannte Basis sicherlich die „Universal Declaration of Human Rights“, wie sie die UN-Generalversammlung am 10. Dezember 1948 beschlossen hat – damals im Schatten des zweiten Weltkrieges und der faschistischen Diktaturen, als klares Bekenntnis zur Menschlichkeit und zum Frieden. Deutschland hat im Grundgesetz in Artikel 1 Absatz (2) die Menschenrechte als Grundlage der menschlichen Gemeinschaft anerkannt.
Sucht man in diesen Menschenrechten nach geistigem Eigentum, was findet man da? Richtig, nichts. Dieser Begriff ist in den Menschenrechten nicht erwähnt, schon gar nicht geschützt.
Allerdings findet man in Artikel 27 Absatz 2. folgende Regelung:
Jeder hat das Recht auf Schutz der geistigen und materiellen Interessen, die ihm als Urheber von Werken der Wissenschaft, Literatur oder Kunst erwachsen.
Hier ist die Rede von Urheberrechten: Künstler, Forscher, Autoren, Musiker haben ein Recht auf den Schutz sowohl ihrer geistigen als auch materiellen Interessen, die sie an und durch ihre Werke haben. Urheberrechte, und das ist der feine Unterschied zu geistigem Eigentum, können aber nur die Urheber halten – Urheberrechte sind keine Ware, und können nicht gehandelt werden. Alleine die Vervielfältigungs- und Lizenzierungsrechte können gehandelt werden – genießen aber keinen menschenrechtlichen Schutz.
Der zweite, feine Unterschied ist die sprachliche Ausweitung des „geistigen Eigentums“ auf Konzepte, Ideen, Fragmente, Zitate, Anmutungen – all diese Dinge sind im Urheberrecht aber gar nicht geschützt, sondern stets nur konkrete Werke. Trivialpatente, Marken- und Patentrolling, Leistungsschutz von Verlagen gehören nicht zu den Urheberrechten.
Indem man das Urheberrecht sprachlich auf ein „geistiges Eigentum“ aufweicht, versucht man in der Diskussion das Menschenrecht für den Handel mit Immaterialgütern zu missbrauchen – ein Unding, denn das Menschenrecht erstreckt sich natürlich nur auf Menschen, nicht auf Güter, Händler oder eine Distributionsindustrie. Die Geiselhaft der Urheber durch die Contentindustrie ist durch die Menschenrechte keineswegs zu decken.
Sehr erwähnenswert und aufschlussreich ist allerdings der Absatz 1. des Artikel 27, der sich in der Menschenrechtsdeklaration also sogar unmittelbar vor diesem Recht auf Urheberschutz findet:
Jeder hat das Recht, am kulturellen Leben der Gemeinschaft frei teilzunehmen, sich an den Künsten zu erfreuen und am wissenschaftlichen Fortschritt und dessen Errungenschaften teilzuhaben.
Dies ist eine klare Absage an das Konzept des „geistigen Eigentums“ wie es heutzutage mehr und mehr Bestandteil unserer Rechtsprechung geworden ist. An der Teilnahme an Kunst, Kultur und Wissenschaft darf niemand gehindert werden. Monopole auf Wissen, auf Kultur, Forschung und Bildung verstoßen gegen die Menschenrechte. Zugang zu Kunst und Kultur, zu den Errungenschaften von Forschung und Wissenschaft muss diskriminierungsfrei für alle möglich sein. Das Recht auf den freien Handel mit Immaterialgütern ist den Menschenrechten unterzuordnen – so ist dieser Absatz zu lesen. Nur die Urheber selbst genießen einen speziellen Schutz – nicht aber eine Contentindustrie, Verwerter, Vermarkter, Verlage, Konzerne oder Patenttrolle.
Das Handelsblatt versucht sich als Kulturbewahrer, und hat 100 „Kreative“ zu Ihrer Meinung zum Thema Urheberrecht und Piraten befragt. Wie befürchtet sind die Piraten für den Untergang des Abendlandes und unserer Kultur verantwortlich, mit ihrer unterstellten Forderung nach Abschaffung des Urheberrechts und Alles-Gratis-Kultur.
Abgesehen von der Tatsache, dass die Piraten weder das Urheberrecht abschaffen noch Kulturschaffende enteignen wollen – man lese bitte die Position der Piratenpartei – hat das Handelsblatt eine illustre Auswahl von Künstlern gewählt. Nämlich 47 Unternehmer aus der Medienbranche, 8 Politiker, 8 Funktionäre von Branchenverbänden – aber gerade mal einen Musiker, und keinen einzigen Softwareentwickler. 26 Personen der Liste kann man offenbar als Kulturschaffende bezeichnen.
Die Musikpiraten bereiten eine Antwort auf diese Kampagne vor. Mein Statement:
Wir sind nur Zwerge auf den Schultern von Giganten. All unser geistiges Schaffen basiert auf den Werken, die Künstler, Forscher, Wissenschaftler, Musiker und Autoren vor uns geschaffen haben. Die Monopolisierung von Wissen und Werken mit dem Kampfbegriff des „geistigen Eigentums“ unterbricht diese Tradition, und steht der Bildung, Forschung und unserem kulturellem, gesellschaftlichem und wirtschaftlichem Fortschritt im Weg. Eine faire Nutzung von Werken muss möglich sein und bleiben.
Dass ein Kulturschaffender von seiner Arbeit leben können soll, steht dabei ausser Frage. Es gibt aber keinen Grund, dass wir eine Rechtverwertungsindustrie alimentieren, deren Geschäftsmodell obsolet geworden ist. Lass uns lieber dafür sorgen, dass Künstler, Autoren, Musiker, Forscher für Ihre Arbeit angemessen bezahlt werden, denn das ist oft genug nicht der Fall.
Daniel Schwerd, @netnrd, Pirat aus Köln, Listenkandidat zur Landtagswahl NRW, Politiker aus Notwehr, Familienvater, Unternehmer – sowie Blogger, DJ, Musiker und Ersteller von Content aller Art
Bild: „Die Blechblos’n“ von Annette Hempfling / Seincon, Lizenz: CC-BY-SA-3.0, Quelle: commons.wikimedia.org
Gestern hat der Landesparteitag mich als Listenkandidat für die Landtagswahl in NRW am 13. Mai auf den Listenplatz 10 gewählt. Zwei Tage zuvor hatte mich die Kreismitgliederversammlung Köln als Direktkandidat im Wahlkreis 14, Köln II, Stadtbezirk Lindenthal aufgestellt. Ich danke Euch für das große Vertrauen, das Ihr in mich setzt, ich habe großen Respekt vor der Aufgabe, die Ihr mir zutraut. Ich bin froh und stolz. Dankeschön!
Wir haben auf dem Landesparteitag eine Liste von insgesamt 42 Kandidaten aufgestellt, auf die man sehr stolz sein kann – es sind wirklich großartige Leute darauf, ich freue mich, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Und der Erfolg der saarländischen Piraten hat den Parteitag wunderbar abgerundet, es war eine euphorische, tolle Stimmung.
Der Wahlkampf hat bereits begonnen, die Messlatte liegt hoch, es wird ein sehr kurzer, gewiss heftiger Wahlkampf werden, aber es wird sich lohnen.
Wir können alle Unterstützung brauchen, die wir bekommen können, denn wir müssen Unterschriften für unsere Wahlzulassung sammeln – 1000 landesweit für die Liste, sowie jeweils 100 pro Direktkandidat. Es müssen Flyer verteilt, Plakate aufgehängt und Infostände betreut werden.
Leute aus dem Stadtbezirk Köln-Lindenthal bitte ich um ihre Unterstützerunterschrift! Diese muss auf einem amtlichen Formular geleistet werden, welches so aussieht:
Das Formular kann man hier herunterladen. Vielen Dank!